Crash-Kurs vermittelt heilsame Schocks
Polizei und andere Helfer berichten Schülern von ihren Erfahrungen mit Toten und Schwerverletzten im Straßenverkehr. Dabei gehen sie bewusst nicht zimperlich vor
Verkehrsteilnehmer im Alter von 18 bis 24 Jahren sind überproportional häufig an schweren Verkehrsunfällen beteiligt. Das liegt nicht nur an ihrer mangelnden Erfahrung, sondern auch an der höheren Risikobereitschaft. Die Polizei wirkt deshalb schon vor dem Erwerb eines Führerscheins auf die jungen Menschen ein und klärt sie auf.
Am Donnerstag waren die 10. Klassen des Heinrich-Heine-Gymnasiums, der August-Everding-Realschule und der Adolf-Kolping-Schule zum „Crash Kurs NRW“ in die Aula des HHG eingeladen. „Wir gehen einen Schritt voraus, wir wollen sensibilisieren, besonders bezüglich der Hauptunfallursachen Alkohol, Geschwindigkeit, Drogen, Selbstüberschätzung oder Ablenkung“, erläuterte Polizeihauptkommissarin Ute Honvehlmann.
Die Schüler sollen die Realität erfahren, auch wenn die „echt hart“ ist, wie es auf dem Plakat heißt. Erhofftes Ziel ist die Verringerung der Unfälle. Zuerst steht aber die Sensibilisierung über persönliche Erfahrungen im Vordergrund. Denn Unfälle sind häufig vermeidbar, wenn man sich an die Regeln hält.
Im Vorfeld hatten einige Schüler ihre Lebensträume aufgeschrieben und an einen großen Ballon geheftet. Häufig wurden Gesundheit, Erfolg, glückliche Familie und Zufriedenheit genannt. Losgelassen schwebten die Begriffe über allen Anwesenden. Doch plötzlich platzte ein Ballon symbolisch für die Lebensträume nach einem Unfall.
Unfälle haben ihre Ursachen
Die Schüler wurden nun mit Unfallstatistiken, schockierenden echten Unfallfotos und gestellten Videos konfrontiert „Du trägst Verantwortung. Immer! Oder willst du, dass andere auch so enden?“, hieß der Appell an die junge Klientel. Mitglieder der Rettungskette berichteten von ihren Erlebnissen mit tödlichen Unfällen junger Leute. Polizistin, Feuerwehrmann, Notarzt und Notfallseelsorgerin zeigten mit emotionalen Berichten und eindringlichen Bildern auf, dass Verkehrsunfälle nicht einfach passieren, sondern ihre Ursachen haben. Bei Wiederbelebungsversuchen wurden „Sekunden zu Stunden“, es gab das „Morgen Grauen“. „Man kann nicht einfach vergessen“ und „wie sinnlos der Tod hier war“, sagten die Rettungskräfte. Solche Erinnerungen werde man nie mehr los.
„Du hast kein zweites Leben“, mahnten sie und „Lass die Finger vom Handy! Oder willst du, dass deine Freunde deinen Tod live miterleben?“ Solche eindringlichen Worte zeigten Wirkung. Die Blicke der Schüler wurden nachdenklich, die Atmosphäre beklemmend. Ungewöhnlich still wurde es trotz der großen Schülerzahl. Manche mussten den Saal verlassen, wurden aber nicht allein gelassen, sondern von Notfallseelsorgern betreut.
Die Darstellungen zeigten Wirkung
➣ Die Reaktionen der Schüler: „Krass, macht betroffen“, „Man konnte sich hineinversetzen“ oder „Beeindruckend, was passieren kann, wenn man nicht nachdenkt“, hieß es.
➣ Andere stellten sich die Familien vor, denen man die Schreckensnachricht vom Tod überbringen muss.

Quelle: Harald Uschmann / WAZ Bottrop vom 22.2.2019