„Die Physiker“ im Fokus ihrer Kritiker

Der Grundkurs Deutsch der Einführungsphase von Frau Gluche hat bei der Aufführung einmal ganz genau hingeschaut…

Theaterrezension: Die Physiker 

„Was einmal gedacht wurde, kann nicht mehr zurückgenommen werden!“ Um dieses Zitat drehte sich am Donnerstag, den 31.05.2012 und Freitag, den 01.06.2012 in der Aula des Heinrich-Heine-Gymnasiums die Aufführung des Dramas „Die Physiker“ unter der Leitung von Nadja Röttger.
In dem Stück von Friedrich Dürrenmatt geht es um drei berühmte Physiker, die sich als komplett verrückt ausgeben, um im Sanatorium von Fräulein Dr. Mathilde von Zahnd leben zu können. Der eine hält sich für Albert Einstein, der nächste für Isaac Newton und der dritte, Möbius genannt, glaubt, dass ihm der König Salomo erscheine. In Wirklichkeit haben jedoch alle drei ganz unterschiedliche Absichten: Möbius hat vor einiger Zeit die sogenannte „Weltformel“ herausgefunden und flüchtet sich ins Irrenhaus, damit sein Wissen nicht in die falschen Hände gelangt. Newton und Einstein hingegen gehören zwei unterschiedlichen Geheimdiensten an und haben den Auftrag, an Möbius und seine Ergebnisse heranzukommen. Nachdem sie gegenseitig ihr Geheimnis gelüftet haben und miteinander beschließen, den Rest ihres Lebens im Sanatorium zu leben, um die Welt vor Möbius‘ Ergebnissen zu bewahren, stellt sich auf einmal heraus, dass Fräulein Dr. Mathilde von Zahnd die wahre Verrückte ist, denn sie kopierte seit einiger Zeit die Unterlagen von Möbius und indem sie die drei Physiker ihre Krankenschwestern ermorden ließ, sind sie nicht mehr glaubwürdig für alle Außenstehenden und können Fräulein Dr. Mathilde von Zahnd in ihrem Unternehmen, die Weltherrschaft zu erlangen, nicht mehr aufhalten.  Am Ende hat trotz der Aufopferung unserer drei „Helden“ das Böse gesiegt.
Pünktlich um 19:20 Uhr wurden die Türen geöffnet und die Zuschauer wurden sofort mit dem Stück konfrontiert: Auf der Bühne war das Standbild der ersten Szene dargestellt und im Hintergrund lief eine spannende, musikalische Untermalung, die perfekt zum Einstieg passte. Nachdem um halb acht der Großteil der Zuschauer Platz genommen hatte, ging es auch endlich los.
Mit der Besetzung von Kevin Scheidgen als Johann Wilhelm Möbius, Benedikt Pohl als Einstein und insbesondere Philip Keßel als Newton waren die drei Hauptrollen mehr als perfekt besetzt. Mit viel Witz, Humor und Charme brachte vor allen Dingen Newton das Publikum an den verschiedensten Stellen durch seine Art zum Lachen und lockerte das ernste Thema gekonnt auf. Die Inszenierung des Literaturkurses ist ganz nah dran an Dürrenmatts Drama, baute jedoch auch ab und zu die Dialoge aus, um den Zuschauern, die sich bisher noch nicht so intensiv mit der Problematik des Stückes auseinandergesetzt haben, eine versteckte Erklärung zu liefern. Am Ende hatte dann auch wirklich jeder verstanden, dass es in Dürrenmatts Drama um die Verantwortung der Wissenschaft geht.
Selbst das Bühnenbild war einzigartig und lieferte während der gesamten Aufführung einen passenden Hintergrund mit den vielen Formeln, Hilfeschreien und Flüchen, die die Stimmung im Sanatorium beschreiben sollten. Bis auf den Wechsel der Schauspieler nach der Pause, der für eine kurze Verwirrung unter den Zuschauern sorgte und den manchmal fehlenden Mikros, ist die Inszenierung sehr gut gelungen und überzeugte durch die hervorragende Schauspielerleistung des Literaturkurses. Das Publikum reagierte dementsprechend und belohnte die Schauspieler mit einem langen Schlussapplaus und einer Forderung nach einer Zugabe! Weiter so!
von: Annika Stuke

Weitere Fotos und die Besetzungsliste sehen Sie hier…

Tragik und Ironie des Stücks gelungen umgesetzt

Ein junger Mann in Ledermantel und Pfeife in der Mitte des Saales, eine Frau am Boden liegend, mehrere vermummte Personen die über dieser kauern. Der Aula-Saal des Heinrich Heine Gymnasiums Bottrop gleicht einem Schauplatz, wie er wohl in Hollywood üblich für eine Crime Serie wäre. Die Kulisse: ein schlichtes Sofa mit einer Stehlampe daneben und einem Tisch davor, der Hintergrund besteht aus einer wüst bemalten Tafel mit allerhand Gleichungen und Formeln, in welcher drei Türen eingebettet sind. Eine Truhe rechts von dem Sofa und eine Landkarte stehen vor all dem. Deren Bedeutung ist bis zum Beginn unklar.
Das Licht wird gedimmt und das starre Treiben der Schauspieler wird durch eine junge Frau gestört, welche zeitgleich mit dem Erklingen des allzu bekannten Jingles der Tagesschau aus dem Ersten, vor der Landkarte steht und mithilfe einer Kamera an die Wand der Aula projiziert wird. Eine Nachrichtensprecherin. Sie verliest einige aktuelle Themen und kommt dann auf das Sanatorium zu sprechen, in dem die Geschichte spielt, wegen der die Zuschauer gekommen sind. Die Crime Scene wird erläutert und danach machen sich drei kräftige junge Männer mit der Nachrichtensprecherin und der Landkarte auf zum Ausgang des Saales.
Der erste Akt beginnt und sofort besticht das hervorragende Schauspiel Oskar Hautkappes, welcher den Inspektor verkörpert, durch sein Vermögen einen etwas griesgrämigen, verbitterten alten Mann zu spielen dem es doch eigentlich nur nach einem Scotch dürstet und der eine Zigarre paffen möchte. Nebenbei ist aber natürlich die Ergründung des Falles seine erste Intention.
Als erster der drei Physiker präsentiert sich dem Zuschauer Newton, mit einer weißen Perücke, die ein wenig an einen Richter Großbritanniens des Vorjahrhunderts erinnert. Ein kleines Missgeschick, nämlich als Newton aus seiner Tür hervortritt, diese dann zuhaut und somit die Türe links neben ihr öffnet lenkt nur einen minimalen Moment von der Szenerie und dem Schauspiel ab, ist aber nicht weiter von Belang. Philip Keßel, so der Name des jungen begabten Mannes, welcher Newton verkörpert, hat etwas komisch-verrücktes an sich, was der Komödie wohl schon in der Lektüre einen ganz besonderen Charme verleihen konnte. Seine Bewegungen, sein Gestikulieren, alles sehr altmodisch und perfekt auf die Rolle abgestimmt.
Einen ersten Höhepunkt erreicht das Schauspiel mit dem aus-der-Haut-Fahren des Hauptcharakters Möbius beim Flötenspiel seiner Kinder, welche ihn zusammen mit seiner Exfrau und ihrem neuen Gatten besuchen. Keine Scheu bei Kevin Scheidgen, der Möbius spielt, als er den sehr emotionalen Ausraster spielt, welche sein scheinbares Verrücktsein sehr schön untermalt. Nach einem tragisch inszenierten Mord endet der erste Akt und die ersten Eindrücke können in der 20minütigen Pause gefestigt und verarbeitet werden.
Der zweite Akt beginnt wieder mit der Nachrichtensprecherin und dem Jingle der Tagesschau, nebenbei bemerkt eine sehr gelungene Einbindung eigener Ideen, in dieser sonst sehr detailgetreuen Aufführung der Physiker.
Die Schauspieler wissen sehr gut, dem Zuschauer die immer ausweglosere Situation der Protagonisten beizubringen und spätestens bei der Enthüllung der zwei Spione, Alec Jasper Kilton und Joseph Eisler dürfte die Intensität, die das Schauspiel auf den Zuschauer ausübt nicht mehr zu leugnen sein. Ich werde Zeuge wie der gesamte Saal in den Bann der Protagonisten gezogen wird. Selbst kleine Tuschelein unter einzelnen verstummen, wenn das Schauspiel seinen Höhepunkt mit der Offenbarung des wahren Gesichtes Fräulein Dr. von Zahnds nimmt.
Die Tragik und die Ironie des Stückes wird sehr gelungen umgesetzt und mit der Vorstellung der drei Physiker, welche das Ende des Buches bilden, vermutet man schon, dass das Stück nicht mehr getoppt werden kann, doch anstatt den Zuschauer mit einem gewissen Unwohlsein, aufgrund der Situation, der so real verkörperten Figuren, zurückzulassen, ertönt das Stück ‚Smooth Criminal‘ interpretiert von David Garret aus den Lautsprechern des Saales und Kevin Scheidgen kann mit einem erneuten, zum Zuschauer gewandten emotionalen Ausbruch sein Können unter beweis stellen.
Nach diesem fulminanten Ende des Stückes verbeugen sich noch einmal alle Schauspieler und lassen sich von den wild klatschenden Zuschauern feiern.
Das doch eher tragische Stück ‘Die Physiker‘, welches sich einiger Elemente der Komödie bedient, wurde hier zwar nicht neu erfunden, doch konnte es durch junge und motivierte Schauspieler in ein frisches und einfallsreiches Gewandt der neuen Generation Schauspiel gekleidet werden. Bleibt nur darauf zu hoffen dass das nächste Theaterprojekt in nicht allzu weiter ferne liegt.
von: Kevin Aguemad

Die Physiker – aus der Sicht eines technischen Direktors

Der Arbeitstag beginnt ca. eine Stunde vor Beginn der Vorstellung. Die Techniker und Technikerinnen meiner Schülerfirma HHG-help versammeln sich im Regieraum, verteilen Aufgaben, klären eventuelle Fragen und fahren das Sound- und Lichtsystem hoch. Nach erfolgreichem technischem Check, wird die Sicherheitsbeleuchtung der Aula hochgefahren. Die Schülerin, die im weiteren Verlauf die Moderatorin der Tagesschau inszenieren wird, wird mit einem Mikrofon verkabelt. Dies war ur-sprünglich nicht gedacht, jedoch erkannten wir währen der Probe, dass es sehr schlecht klingt, wenn nach dem lauten Signal der Tagesschau aus unseren vier Lautsprechern eine Akkustikstimme von der Bühne ertönt. Wir benutzen hier einen Kopfsender, um das Bühnenbild, bzw. die Atmosphäre eines modernen Nachrichten-studios nicht durch riesige Mikrofone in der Hand, oder an Ständern zu stö-ren. Ebenfalls beginnen wir das Videosystem, was während der Aufführung zum einen das Live-Bild in den Tagesschauszenen auf den Großbildbeamer übertragen wird, zum anderen aber auch das Stück mitschneidet, zu verkabeln. Die letzten Fragen zwischen Technik und Regie werden geklärt, und der Einlass beginnt.
Der Einlass ist der Arbeitsbeginn der Technik. Während auf der Bühne bereits die erste Leiche liegt und verschiedene Darsteller eingefroren zu sein scheinen, ertönt aus den Lautsprechern ein harmonischer Geigensound. Die Licht-stimmung im Saal ist bewusst sehr dunkel gehalten, um eine mystische Atmosphäre zu schaffen. Der Lichtschwerpunkt liegt auf der Bühne. Das Licht wird jedoch gleichmäßig auf der Bühne verteilt, um das Gesamtbild und nicht nur einen einzelnen Fokus zu präsentieren. Dies sind die letzten ruhigen und entspannten Minuten der Technik.
19:30, die Türen schließen sich, der Saal wird leise – bis der jedem bekannte Sound der Tagesschau aus den Lautsprechern ertönt. Das Stück beginnt. Ab dieser Stelle herrscht in der Technik, in der sich derzeit fünf Techniker befinden, höchste Konzentration. Bei diesem Stück werden die Bereiche Video-, Sound- und Lichttechnik benötigt, was eine hohe Zahl an Technikern erfordert.
Im folgenden Stück liegt es an der Technik, die Bühne und das Stück zu einem vollen Erfolg zu machen. Hierzu ist perfekte Teamarbeit und perfekte Kenntnis der Geräte unerlässlich.
Das Licht dient während der Vorstellung der Illumination einzelner Szenen, oder der ganzen Bereiche. Für besonders geheime, oder intime Szenen wird besonders dunkles, auf die Bühne fokussiertes Licht verwendet, während in Szenen mit freudigem, oder dramatischem Inhalt eher helles Licht verwendet wird. Die perfekte Programmierkenntnis des Lichtpults ist hier unerlässlich. Während die Zuschauer das Geschehen im Hier und Jetzt erleben, ist die Technik immer schon ein Stück voraus. Um kein wichtiges Ereignis zu verpassen, wird die gesamte Lektüre von einem Techniker mitgelesen und die zentralen Inhalte an die anderen weitergegeben.
Der Sound gibt in diesem Stück zum einen die Vocals – die Stimme der Nachrichtensprecher – wieder, zum anderen aber auch die Handlungsmusik. Im Stück „Die Physiker“ wird immer wieder auf den geigenden Einstein verwiesen, dessen Melodien im Salon zu hören sind. Diese Melodien werden hier per Laptop leise eingespielt.
Das Stück wird durch eine Pause im Übergang zum zweiten Akt unterbrochen, in der Zeit ist für die Technik eine Zeit zum Verschnaufen, die gerne genutzt wird.
Nach der Pause geht es mit höchster Konzentration weiter bis das Stück um 21:20 Uhr endet.
Nun werden die Systeme wieder heruntergefahren, Sicherheitstechnik ausgeschaltet und die Aula verlassen, der Abend endet an dieser Stelle in der Aula.
Jörn Schmidt
HHG-help
Geschäftsführer & Leitung Veranstaltungstechnik