Ein Wiedersehen nach fünfzig Jahren

Der Jahrgang von 1966 des ehemaligen Jungengymnasiums kam zu einem Klassentreffen zusammen. Gemeinsam erzählten sie vom damaligen Schulalltag

Fünfzig Jahre nach dem eigenen Abitur denkt wohl kaum einer mehr an seine Schulzeit. Doch Absolventen des früheren Jungengymnasiums kamen nun zu einem Wiedersehen in Bottrop zusammen. Die Herren, die 1966 ihr Abitur gemacht hatten, nutzten die Gelegenheit, um sich über Erinnerungen aus dem Klassenzimmer auszutauschen.

Auch der mittlerweile 90-jährige Klassenlehrer Klaus Kayser kam mit seiner Frau Christa zu dem Treffen. „Es wurden Geschichten lebendig, die dem berühmten Film ‘Die Feuerzangenbowle’ mit Heinz Rühmann Stoff zu weiteren Episoden gegeben hätten“, sagt der frühere Schüler Hans-Werner Fröhlich.

Die Ehemaligen wurden von Dieter Wollek, Leiter des Kulturamtes, durch ihr altes Schulgebäude an der Blumenstraße geführt. Abiturienten, die nicht mehr in Bottrop wohnen, seien besonders über die Veränderungen ihrer alten Schule überrascht gewesen: Wo einst das Jungengymnasium war befindet sich nun das Kulturzentrum der Stadt. Nach der Führung machten die Herren Halt auf dem alten Friedhof an der Horster Straße und legten eine Gedenkstunde für die verstorbenen Schulkollegen ein.

Bei einer anschließenden Runde im Overbeckshof wurden alte Schultexte von Platon zum Thema, und wie die Beatles und die Rolling Stones auf dem Vormarsch waren. „Es kamen aber auch die Schattenseiten der Schuljahre in Bottrop zur Sprache“, so Fröhlich. „Von den meisten Lehrern wurde die Nazizeit verschwiegen oder sie antworteten auf Fragen der Schüler ausweichend.“ Auch körperliche Züchtigungen seien nicht selten gewesen.

Anders sah der Unterricht von ihrem Klassenlehrer Klaus Kayser aus: Gerade weil er den Krieg als Soldat erlebt hatte, sprach er das Thema offen und sehr kritisch im Unterricht an. Noch heute wird Kayser, der später Oberstudiendirektor wurde, deshalb von seinen ehemaligen Schülern verehrt. Doch nicht nur er prägte die Laufbahn der Absolventen. Auch den damaligen Sprachunterricht möchten sie nicht missen: „Latein und Griechisch öffneten die Türen zu einer weitgefächerten Bildung“, erklärt Fröhlich.

Die Ausbildung diente als nützliche Grundlage für die späteren Ärzte, Rechtsanwälte und Architekten. Jürgen Thebrath motivierte die sprachliche Ausrichtung zu einer Karriere als Journalist, die von der WAZ-Lokalredaktion in Bottrop bis zum ARD-Korrespondenten in die USA führte. Rudolf Piekorz hingegen entschied sich für eine Laufbahn als Latein-Lehrer und kehrte an seine alte Schule zurück. (Valerie Becker / WAZ Bottrop vom 30.11.2016)

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