G8 ist in Bottrop Geschichte
Alle drei Gymnasien werden zum Abitur nach neun Jahren zurückkehren. Die Schulleiter haben sich auf einen einheitlichen Weg verständigt.
In Bottrop ist das Abitur nach acht Jahren wohl bald Geschichte. Die Schulleitungen der drei Gymnasien sind sich einig darüber, dass sie einen gemeinsamen Weg einschlagen werden, und der wird wohl die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren sein. Das teilen die Schulen den Eltern der Viertklässler auch jetzt schon bei Elternabenden und Tagen der offenen Tür mit.
Bei der Wahl der weiterführenden Schule für ihre Kinder kann es für diese Eltern ausschlaggebend sein, zu wissen, dass G 8 in Bottrop abgeschafft wird. Denn auch die Kinder, die im nächsten Jahr aufs Gymnasium kommen, wechseln ein Jahr später automatisch zu G 9, das ab dem Schuljahr 2019/20 wieder die Regel werden soll.
„Wenn wir die Füße still halten, müssen wir nichts machen“, sagt Matthias Plaputta, Leiter des Vestischen Gymnasiums. Er will G8/G9 aber trotzdem in der Schulkonferenz zur Abstimmung stellen. Das wird aber erst nach den Sommerferien 2018 der Fall sein, denn bis zum Sommer wird es noch dauern, bis das neue Schulgesetz der Landesregierung verabschiedet wird. Am Dienstag wurden lediglich die Eckpunkte vorgestellt. Und die waren keinesfalls erhellend.
Denn darin ist weder geregelt, wann die zweite Fremdsprache eingeführt wird, noch ist die Stundentafel festgelegt. „Es ist aber klar, das ist nicht das alte G 9“, sagt Tobias Mattheis, Leiter des Heinrich-Heine-Gymnasiums, noch unter dem Eindruck einer Direktorenkonferenz mit Bildungsministerin Yvonne Gebauer am Mittwochvormittag. Sein Eindruck: „Nur wenige Gymnasien werden bei G 8 bleiben.“
Beides in einer Stadt anzubieten, empfehle sich ohnehin nur für sehr große Städte. Darin sind sich die Schulleiter auch mit dem Schulträger einig. „Nach meinem Dafürhalten ist G 8 tot. Der Elternwille ist eindeutig“, sagt Reinhard Schönfeld, Chef des Josef-Albers-Gymnasiums.
Vorbereitungen beginnen bald
Seine Schule ist trotz G 8 Halbtagsschule geblieben. „Wir haben gute Erfahrung mit Entschleunigung gemacht“, sagt Schönfeld, es habe ein hohe Maß an Zufriedenheit bei allen gegeben. Bei Bedarf werde man wohl auch in Zukunft Kinder bereits in acht Jahren Gymnasialzeit zum Abitur führen können. Das Überspringen einer Klasse ist in allen Schulformen immer schon möglich gewesen.
Was jetzt auf die Gymnasien zukommt, „das ist nicht lustig“, sagt der altgediente Schulleiter mit Blick auf die bevorstehende Arbeit. „Aber man wird ja langmütig in meinem Metier.“ Aber auch Tobias Mattheis, erst seit dem letzten Sommer im Amt, findet: „Das Rad dreht sich immer schneller.“ Die Vorbereitungen auf G 9 werden wohl schon im Frühjahr 2018 beginnen. „G 9 ist im vorhandenen Raumbestand nicht machbar“, wiederholt Schuldezernent Paul Ketzer eine Aussage von früher. An allen drei Bottroper Gymnasien müsse angebaut werden für die Schüler, die dann ab 2027/28 ein Jahr länger in der Schule bleiben. „Das braucht Zeit.“ Deshalb müsse mit der Planung rechtzeitig begonnen werden. Unklar ist, woher das Geld dafür kommen soll. Ketzer mahnt: „Das Land darf uns da nicht im Regen stehen lassen.“
Quelle: Ute Hildebrand-Schute, WAZ-Bottrop vom 16.11.2017