Medienscouts in Düsseldorf bei der MedienscoutConvention NRW 2019 #scoutscon19
Montagmorgen, 7:20, 8°C, leichter Nieselregen.
Vier verschlafene Medienscouts und ihre topmotivierte Beratungslehrerin stehen bibbernd am Bussteig des Bottroper Pferdemarktes und warten auf den Bus zum Oberhausener Hauptbahnhof. Der erste Lichtblick des Tages: Der Bus kommt drei Minuten zu früh und bietet gerade noch genug Platz, um sich hineinzuquetschen. Etwas fitter und vollgestopft mit den liebevoll geschmierten Bütterchen von Mama erreichen die Medienscouts eineinhalb Stunden später endlich ihre Zieldestination: Die JHG Jugendherberge in Düsseldorf, der place to be für die Medienexperten des Heinrich Heine Gymnasiums. Hier sollen sie im Zuge der Medienscoutconvention unter anderem etwas lernen über Cybermobbing und Sexting, Game Development und Fußball 2.0.
Montagmorgen, 9:25, minimal wärmer, dunkelgrau bedeckt
Zwanzig Minuten vor der geplanten Akkreditierung nähern sich die vier wackeren Medienscouts dem Gebäude und erfragen sich den Weg zur #scoutscon19. Herzlichst werden sie von den Veranstaltern begrüßt und mit Merchandise-Material überhäuft. Nach nur wenigen Minuten kann sich jeder der Heinescouts Besitzer eines T-Shirts, Jutebeutels, Kugelschreibers und Namensschildes nennen. Frau Asholt ist positiv überrascht: Die individuell durchzuführenden Online-Anmeldungen scheinen alle Jungs mit Bravour gemeistert zu haben. Das sind definitiv die richtigen Schüler für den Job. Die lange Anreise ist spätestens vergessen, als sich vor dem Konferenzsaal ein üppiges Frühstücksbuffet präsentiert. Als erste Gruppe vor Ort laben sich die Jungs an knusprigen Schokoladencroissants, glasierten Puddingschnecken, saftigen Weintrauben und co. Mit kugelrunden Bäuchen erwarten sie nun die offizielle Begrüßung um 10:45 und beäugen neugierig alle anderen jungen Leute, mit denen sie sich heute austauschen und an den Themen arbeiten werden.
Montagmorgen, 10:51, Konferenzraum wird gut geheizt, Fensterplatz mit Blick auf den Rhein
Endlich geht es los! Acht Jahre gibt es bereits die Medienscouts NRW – ähnlich lang wirkt die Wartezeit bis zum Start der Anmoderation. Das Warten lohnt sich aber. Die Moderatorin, Sonja Bansemer, hat Witz und bringt Leben in die Veranstaltung. Auch Dr. Tobias Schmid, der Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, gibt sich schülerorientiert und zeigt die Bedeutung der Medienscouts an den Schulen und der heute zu behandelnden Themen auf. Obwohl proppenvoll, hängt ihm der komplette Saal an den Lippen und klatscht fleißig. Im Anschluss lernen wir Herrn Dr. Jan Irlenkaeuser und Herrn Sven Hulvershorn kennen, die über den weiteren Ablauf des Tages informieren. In ehrliche Begeisterungsstürme resultiert die Ankündigung, dass das Logo der Medienscouts überarbeitet worden ist. Das doch eher zu knallige Orange wird zukünftig ersetzt durch hippe Blau- und Grüntöne. Unsere Medienscouts sind mit den neuen T-Shirts für den Tag der offenen Tür in zwei Monaten also schon frisch ausgestattet. Nach einer kurzen Vorstellung aller Workshops geht es ab 11:30 in die erste Arbeitsphase. Die Jungs haben sich in der ersten Workshoprunde für „Game Development“ und „Comic On!“ entschieden.
Montagmorgen, 11:30, Konferenzraum Heinrich Heine, Fensterplatz mit Blick auf den Rhein erfolgreich verteidigt
Anschließend an ein „Warm-Up“, bei dem sich die knapp 70 Beratungslehrer mehr oder weniger begeistert nach Städten, Entlastungsstunden und privater Nutzung von sozialen Medien im Raum sortieren, erfolgt eine detaillierte Auseinandersetzung mit dem Thema Cybermobbing. Wir werden über die JIM-Studie, Gesetzesgrundlagen, den „No Blame-Approach“ und den Umgang mit #beichten mittels Tellonym und weiteren Formen des Mobbings informiert. Nach fast zwei Stunden streng durchgetackteten Inputs dröhnt der Kopf, aber im Gepäck befinden sich nun viele Präventionsmaßnahmen und Ideen zum Umgang mit Cybermobbingstrukturen.
Montagmorgen, 11:30, Konferenzraum Heinrich Heine II, Tim alleine unter fremden Medienscouts
Das Thema ist „Comic On“. Kommentar: „War gut!“
Montagmorgen, 11:30, Wilhelm Irgendwas, Zu dritt in die Welt des „Game Development“
Zwei Referenten präsentieren den Medienscouts die (Zitat) „visuell schönste Powerpoint“, die die teilnehmenden Medienscouts je gesehen haben. Leider war der Vortrag durchsetzt mit so vielen Englischen Fachtermini, dass es dem ein oder anderen Scout schwerfiel, dem Vortrag zu folgen. Trotzdem: Für eines war der Workshop gut. Spieleentwickler möchte nun niemand der Medienscouts mehr werden.
Montagmittag, 13:00, Mensa, getrennte Tische für Scouts und Frau Asholt
Mit noch immer prall gefüllten Mägen – bedingt durch das ausgiebige Frühstück – stürzen sich die Medienscouts auf das feilgebotene Pasta- und Salatbuffet. Auch hier bleibt kein Auge trocken! Man lässt uns die Wahl zwischen veganen/vegetarischen Alternativen, Garnelen und Bolognese. Keine Frage, wofür sich ein Großteil unserer Gruppe entscheidet: Fleischbällchen in Tomatensoße. Nach der Großwildfütterung tauschen sich die Bottroper Scouts mit ihrer Beratungslehrerin über ihre Erlebnisse in der ersten Workshoprunde aus.
Montagmittag, 14:11, Konferenzraum, Fenstersitzplatz, die Dritte, „es gibt keine festen Sitzplätze“
Die Ministerin für Schule und Bildung des Landes NRW, Frau Gebauer, ist leider erkrankt (Gute Besserung!) und auch der Staatssekretär lässt auf sich warten. Die Teilnehmer scheinen sich zudem über den Vormittag fortgepflanzt zu haben. War der Saal schon bei der Begrüßung gut gefüllt, so müssen jetzt zahlreiche LehrerInnen und SchülerInnen stehen.
Die angekündigte Talkrunde beginnt ohne den heiß ersehnten Staatssekretär. Verraten wird aber schon vorab, dass das Medienscoutprojekt in Zukunft mit 300.000 Euro vom Land NRW unterstützt wird. Plötzlich steht er da: Matthias Richter. Sympathisch und clever vertritt er seine Ministerin und wertschätzt die Arbeit aller im Projekt „Medienscouts“ engagierten Menschen. Auf konkrete Anfragen bezüglich seines eigenen Medienkonsums legt er offen, dass er auch aus beruflichen Gründen sämtliche medialen Kanäle nutzt. Im Anschluss bekommen die Medienscouts die Möglichkeit ihm konkret Fragen zu stellen. Die Ohren im Auditorium werden gespitzt bei der Frage nach Breitbandinternet und der digitalen Ausstattung an Schulen. Herr Richter appelliert an die Schulträger. Laut ihm seien die politischen Weichen gestellt. Nun müssten Anträge durch die einzelnen Schulträger gestellt werden. Es fällt das Jahr „2022“, jedoch auch kritische Worte. „Digitalisierung“ ist kein pädagogisches Wunderwort. Es benötigt ein gutes Medienkonzept, um digitale Medien pädagogisch sinnvoll in das Unterrichtsgeschehen einzubeziehen.
Montagmittag, 14:30, Konferenzraum, heiß, heißer, Faisal Kawusi
Das “Meet and Greet with a Star” wird angekündigt. Das Publikum platzt vor Neugierde und plötzlich ist er da. Der deutsche Komiker Faisal Kawusi betritt die Bühne. Mit seinen 1,90 m hat er eine große Bühnenpräsenz. In dem folgenden Gespräch bringt er das Publikum häufig zum Lachen, nimmt vor allem die SchülerInnen mit ihnen bekannten Gesten mit. Frau Asholt hat keine Ahnung, was um sie rum passiert. Ist das ein Fortnitetanz? Er findet aber auch ernste und kritische Töne und beteuert, wie wichtig die Arbeit der Medienscouts und wie falsch Instagram sei. Er stellt klar: „Vorbilder sollte man sich nicht auf Instagram suchen, sondern im realen Leben.“ Abgerundet wird sein Besuch mit einem intimen Meet & Greet inklusive Selfies und Autogrammen. Die Autogrammstunde geht fließend in eine weitere Workshoprunde über.
Montagnachmittag, 15:25, Konferenzraum Heinrich Heine, Lehrer unter sich
Wie gehen wir an Schulen achtsam und respektvoll miteinander um? Eine gute Schule, ist (auch) eine gewaltfreie Schule, die die Grundprinzipien der Gewaltprävention realisiert. Kollegen müssen fortgebildet werden und Vernetzungsstrukturen (auch) mit außerschulischen Partnern sollen forciert werden. Hilfreich sind Schulteams zur Gewaltprävention und Krisenintervention.
Außerdem gewinnen wir viele Ideen für weitere Aktionen, werden auf Wettbewerbe aufmerksam gemacht und versuchen unsere Reichweite nach dem heutigen Tag auf dieser Basis noch zu erweitern, sodass wir euch, unsere Schulgemeinschaft in Zukunft mit noch mehr Informationen rund um das Thema „Medien“ beglücken können.
Montagnachmittag, 15:25, Konferenzraum Heinrich Heine II, Kian alleine unter fremden Medienscouts
Auch Kian macht sich in der zweiten Workshoprunde alleine auf und interessiert sich hier besonders für ein Impro-Theater rund um das Thema sexualisierte Gewalt im Netz und digitaler Missbrauch. Dieses doch sehr schwierige Thema wird durch die gemischten Gruppen aus NRW aufgearbeitet und es werden städteübergreifend neue Freundschaften geschlossen.
Montagnachmittag, 15:25, Konferenzraum Heinrich Heine, Film ab!
Es ist sehr lustig. Wir dürfen ein Video drehen. Als Grundlage soll ein Song dienen. NATÜRLICH fällt unsere Wahl ohne große Diskussionen auf „Cordula Grün“. Ein Stein, mäßig groß, wird uns jedoch in den Weg gelegt. Das zu drehende Video, darf nicht geschnitten werden. 1, 2, 3, 4, 5 Versuche später ist das Oscar-reife Meisterwerk im Kasten. Besonders gut gefällt uns die Kooperation mit anderen Medienscouts aus NRW, denn wir Heinescouts bleiben selbstverständlich nicht unter uns.
Montagspätnachmittag, 17:07, der große Konferenzraum mit leicht ausgedünntem Publikum
Wir bleiben. Diesen Abschluss wollen wir uns nicht entgehen lassen. Jetzt wird der Tag rekapituliert und die Ergebnisse der einzelnen Workshops präsentiert. Voller Vorfreude bei einigen, mit einem mulmigen Gefühl bei anderen Scouts, erwarten wir die Ergebnisse aus dem Filmeworkshop. Die Veranstaltung zieht sich über die versprochene Kurzzusammenfassung von fünfzehn Minuten. Die Stimmung leidet darunter, dass einige Gruppen während der Veranstaltung den Raum verlassen. Übel nehmen kann man es ihnen nicht, haben einige von ihnen noch zweieinhalbstündige Rückfahrten bis in die entlegensten Winkel NRWs vor sich. Der ein oder andere gähnt. Als vorletzter Programmpunkt kommt dann endlich ein Zusammenschnitt der Videos aus dem Workshop, aber die Musikfilmchen der Jungs sind nicht dabei. Alle atmen erleichtert auf. Die Werke sollen aber per E-Mail an die Schulen versandt werden. Wir bleiben gespannt Um 17:30 wird der Tagesabschluss verkündigt. Ab nach Hause!
Montagabend, 19:05, Bottroper Pferdemarkt, bedeckt und dämmernd
Schön war‘s und die Rückreise verläuft ebenfalls unkompliziert. Mit auf Hin- und Rückfahrt zusammengerechnet nur fünf Minuten Verspätung, stehen wir dem Transportmittel Bahn sehr positiv gegenüber. Auch finden die Scouts auf dem Weg Zeit, um sich zumindest mündlich auf die, am morgigen Tag anstehende, Englischarbeit vorzubereiten. Marc hat seine Lernzettel mit und Tim sucht Quizfragen über Australien mittels Kahoot raus. Es wird fast ausschließlich Englisch gesprochen. Zuhause wollen sie weiterlernen, um sich fit genug zu fühlen, die erste Klassenarbeit bei ihrer neuen Englischlehrerin zu schreiben. Am Pferdemarkt trennen sich die Wege bis zum nächsten Treffen am Dienstagnachmittag. Das Programm für den Tag der offenen Tür steht auf der Agenda.
Bericht: K. Asholt