Neuer Grabstein steht auf Jüdischem Friedhof

Seine Gemeinde erinnert an den verstorbenen Lehrer Jo Tippelmann. Oberbürgermeister Bernd Tischler würdigt die Beerdigung Verstorbener jüdischen Glaubens auf dem Gräberfeld am Westfriedhof.

Von Norbert Jänecke / WAZ Bottrop 14.6.2017

Ein neuer Grabstein steht auf dem Jüdischen Friedhof. Dieser Gedenkstein erinnert an Horst Josef Tippelmann. Vor elf Monaten war der ehemalige Lehrer des Heinrich-Heine-Gymnasiums auf dem kleinen Gräberfeld am Rande des Westfriedhofs beerdigt worden. Wie es im Judentum Brauch ist, enthüllte die Jüdische Gemeinde knapp ein Jahr nach seinem Tod in einer kurzen Zeremonie seinen Grabstein. „Es ist gut, dass hier wieder Menschen jüdischen Glaubens ihre letzte Ruhestätte finden können“, unterstreicht Oberbürgermeister Bernd Tischler.

Die meisten Grabsteine auf dem Friedhof sind schon so alt, dass ihre Inschriften nicht mehr lesbar sind. Nur wenige halten die Erinnerung an die Verstorbenen noch so wach wie der nun enthüllte Gedenkstein: Hier ruht Horst Josef Tippelmann steht darauf. „Wir nennen ihn Israel Ben Abraham“, erklärt Judith Neuwald-Tasbach, die Leiterin der Jüdischen Gemeinde in Gelsenkirchen, Bottrop und Gladbeck: Israel Sohn des Abraham, heißt das. Für jeden Buchstaben dieses hebräischen Namens spricht Rabbiner Chaim Kornblum einen Psalm.

„Nach alter jüdischerTradition legen wir als Zeichen der Anerkennung und als Ausdruck dafür, dass wir das Grab besucht haben, kleine Steine darauf“, erklärt der Rabbiner. Viele Besucher des Friedhofs folgen seiner Bitte. Darunter sind eine Reihe früherer Kollegen und Schüler des Lehrers. Jo Tippelmann, wie ihn seine Kollegen nannten und frühere Schüler kannten, unterrichtete am Heinrich-Heine-Gymnasium Russisch und Latein. „Ich freue mich, dass so viele Weggefährten gekommen sind und Herr Tippelmann hier seinen Frieden gefunden hat“, sagt Judith Neuwald-Tasbach. Oberbürgermeister Bernd Tischler verweist darauf, dass Tippelmann sehr stark von der Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg und den Verbrechen der Nationalsozialisten geprägt war, auch wenn er als Kleinkind nur die letzten Kriegsjahre erlebte. Auf dem Gräberfeld erinnert eine Gedenktafel an neun Juden, deren Gräber wegen Friedhofsschändungen nicht mehr auffindbar sind. „Der Friedhof war lange Zeit nicht erwünscht in dieser Stadt. Er ist damit auch ein Mahnmal für uns alle“, sagt Tischler. Jo Tippelmann habe sich stets zu seiner Religion bekannt. „Er trug den Davidstern sichtbar an seiner Kleidung“, erzählt der Oberbürgermeister. „Wir leben in einer schweren Zeit. Übergriffe islamistischer Terroristen verbreiten Angst und Schrecken. Rechtsradikale machen sich die Ängste der Menschen zu nutze“, mahnt Tischler. „Wir alle sind aufgefordert, uns für unsere Demokratie einzusetzen. Jo Tippelmann hat das getan“.

Grabstein Tippelmann

Das Haus des ewigen Lebens

■ Der Jüdische Friedhof  ist Teil des Westfriedhofes. Als dieser 1898/99 angelegt worden war, entstand ein gesonderter Bereich, auf dem eine Reihe jüdischer Bürgerinnen und Bürger bestattet wurde. Eine Gedenktafel erinnert außerdem an neun Juden, die in derzeit zwischen 1922 und 1930 gestorben waren. Wegen Friedhofsschändungen sind ihre Gräber nicht mehr auffindbar.

 

■ Der Friedhof wird im jüdischen Volksmund „Haus des ewigen Lebens“ genannt. Beim Besuch eines Grabes legen Angehörige einen kleinen Stein auf den Grabstein, um zu zeigen, dass der Verstorbene nicht vergessen ist.

Grabstein Tippelmann_2

 

 

 

 

 

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