Schüler-Demo für Klimaschutz
Die Kundgebung der jungen Umweltschützer beginnt am Freitag um 12 Uhr auf dem Berliner Platz. Im Spielraum gibt es ab 15 Uhr eine Podiumsdiskussion

Bottroper Schüler wollen am Freitag, 15. März, für den Klimaschutz demonstrieren und die Schule schwänzen. „Die Stifte nieder und die Fäuste hoch“, fordert Sven Hermens, Sprecher der örtlichen Fridays-for-Future-Bewegung. Auf den Termin haben sich die jungen Klimaschützer weltweit verständigt, um geschlossen ein deutliches Zeichen zu setzen.
Nach dem Vorbild der jungen Schwedin Greta Thunberg gehen in Deutschland jeden Freitag Schüler auf die Straße, um für besseren Klimaschutz zu demonstrieren. Manchmal schwänzen bis zu 50.000 Schüler gleichzeitig die Schule. „Wir rufen sämtliche Schüler und Studenten aus Bottrop auf, an diesem Freitag die Arbeit niederzulegen, um für unsere gemeinsame Zukunft zu demonstrieren“, sagt Vanessa Piontek (15), eine der Organisatorinnen des Bündnisses. Sie ist Oberstufenschülerin des Heinrich-Heine-Gymnasiums.
„Wir meinen es wirklich ernst und das wollen wir auch nach außen tragen.“, stellt sie entschlossen fest. „Unsere Forderungen sind ganz klar: Wir wollen besseren und günstigeren ÖPNV, den Kohleausstieg 2025 und erhebliche Investitionen in erneuerbare Energien und Zukunftstechnologien. Die Notwendigkeit der Fridays-for-Future-Bewegung sei nicht von der Hand zu weisen, meint Sven Hermens. Den Rekordsommer in 2018 bezeichnet er als deutliche Mahnung der Natur. Hermens: „Wir stehen an einem Scheideweg, an dem wir uns jetzt entscheiden müssen zwischen Leben oder Sterben.“
Für die Entscheidungen der Bundesregierung fehlt den Bottroper Schülern jedes Verständnis. In ihren Augen braucht es in den nächsten Jahren zwingend einen Kohleausstieg. In einer internen Umfrage haben sich die Schüler auf 2025 als Datum für den endgültigen Kohleausstieg geeinigt. „Das schließt für uns natürlich ein, dass die Kohlekraftwerke abgeschaltet werden. Denn die benötigte Braunkohle aus anderen Ländern zu importieren, nachdem sie hier nicht mehr abgebaut werden darf, wäre ein unlogischer Schritt“, findet Gymnasiast Jannis Baltes.
Der Nahverkehr müsse günstiger werden. Stattdessen erhöhe die Bahn jährlich die Preise und Azubis sollen für eine Monatskarte ab August 2019 80 Euro bezahlen. „Man stelle sich den Azubi mal vor, der genug verdient, um selbstständig zu leben in eigener Wohnung und sich dann monatliche Mehrausgaben von 80 Euro für ein solches Ticket leisten kann. Den gibt es de facto nicht“, urteilt Azubi Sven Hermens. „Deshalb ist die Frage nach Klimaschutz auch immer eine soziale Frage. Denn wenn sich die durchschnittliche Bevölkerung gar nicht leisten kann, umweltfreundlich zu leben, erreichen wir nie etwas“, meint er.
Lob für Greta Thunberg
Die jungen Klimaschützer kritisieren die Landesregierung auch für ihr Vorgehen im Hambacher Forst scharf. Es müsse endlich Schluss sein mit der Vertreibung der Menschen aus den umliegenden Dörfern und der Abholzung der Wälder. Die Braunkohle sei am Ende und man brauche den Tagebau Hambach nicht mehr auszuweiten, üben die Schüler Kritik. Auf die Konfrontation mit dem Vorwurf, es ginge den meisten da nur ums Schulschwänzen, regieren die Vertreter des Bottroper Schülerbündnis gelassen: Das seien nichts weiter als haltlose Versuche sie zu diffamieren, damit man sich nicht mit unseren Inhalten auseinandersetzen müsse. „Wir können froh sein, dass sich Greta für diese Art von Protest entschieden hat, weil wir ansonsten wahrscheinlich nicht weltweit eine ganze Generation auf den Straßen hätten“, findet Vanessa Piontek lobende Worte auf die Galionsfigur der Bewegung. nj (WAZ 13.3.2019)
Auf dem Berliner Platz und im Spielraum
➢ Am Freitag um 12 Uhr sammelt sich die Demonstration am Berliner Platz. Es wird Reden und Kulturbeiträge geben. Jeder Schüler darf seine Forderungen und Meinungen auszudrücken. ➢ Um 15 Uhr laden die Schüler zur Diskussion in den Spielraum, Prosperstraße 71. Es debattieren Politiker, Lehrer, Schüler und Wirtschaftsvertreter. |