Schüleraustausch beginnt mit HHG

Mit Rainer Hürter und seinen Klassenkameraden begann 1968 der enge Kontakt zwischen dem Gymnasium und Schulen der französischen Partnerstadt Tourcoing

Wenn ich an Tourcoing denke, erinnere ich mich an …: So sollen die Erinnerungssätze beginnen, die viele Bottroperinnen und Bottroper an ihre nordfranzösische Partnerstadt haben. Zu sehen sind sie ab dem 8. Juni im Kulturzentrum. Dann beginnt nämlich nicht nur das Stadtfest, sondern auch die nächste Ausstellung des Stadtarchivs, das damit an die Unterzeichnung des Partnerschaftsvertrags zwischen beiden Städten vor nunmehr 50 Jahren erinnert.

„Wenn ich an Tourcoing denke, erinnere ich mich an jahrzehntelange Kontakte zu Schülern und Kollegen, die zum Teil noch heute meine Freunde sind“, sagt Rainer Hürter. Der Kommunalpolitiker und ehemalige Französischlehrer am Heinrich-Heine-Gymnasium (HHG) gehörte 1968 zum ersten Jahrgang seiner Schule, des alten Jungengymnasiums, mit dem der offizielle Schüleraustausch begann. Dass er später selbst einmal an seiner alte Penne unterrichten würde, hatte Hürter (Jahrgang 1950) sich damals jedenfalls nicht träumen lassen. „Wir waren 13 Primaner, die sich mit den Lehrern Klaus Kayser und Roland Trottenburg nach Tourcoing aufmachten“, erinnert sich der inzwischen pensionierte Oberstudienrat. „Für mich war es die erste Frankreich-Tour überhaupt. Und nur mit Klassenkameraden längere Zeit von zu Hause fort zu sein, war ebenfalls eine neue Erfahrung.“

Obwohl der Krieg damals keine 25 Jahre vergangen, die Aussöhnung mit dem einstigen „Erbfeind“ und Kriegsgegner und die deutsch-französische Freundschaft seit Adenauer und de Gaulle noch ein zartes Pflänzchen war, gingen die Gymnasiasten von einst recht unpolitisch auf große Abschlussfahrt.

Es sei eher um die Sprachkenntnisse, das Kennenlernen der anderen Kultur, Küche und Lebensart gegangen, sagt Rainer Hürter. Er lacht immer noch, wenn er über einem Zeitungsbericht von damals liest „Bottroper Schülern schmeckte Fenchel nicht“. Seine Austauschfamilie lebte damals mit vielen Kindern in einem Hochhaus. Hürter dagegen wuchs behütet an der Luggesmühle auf. Das bis heute straffe fast militärische, Schulsystem des Nachbarlandes fiel schon damals in den ungleich strengeren 60er Jahren den Bottroper Jungs auf.

Seither wird der Austausch mi der Partnerstadt gefördert und ist so findet Rainer Hürter, politischer, vielfältiger und bunter geworden. Paris gehöre heute immer zum Programm, so der Lehrer, der zu seiner aktiven Zeit den Austausch zwischen Tourcoing und dem HHG koordinierte.

Gerade jetzt, angesichts von Brexit, Rechts- und Linkspopulismus, der prekären Situation in Polen und Ungarn, sollten die Kontakte eher verstärkt als zurückgefahren werden, so der CDU-Politiker.

Von Dirk Aschendorf / WAZ Bottrop vom 22.4.2017

HHG-Hürter

Rainer Hürter gehörte nicht nur 1968 zu den ersten Austauschschülern
zwischen dem Bottroper HHG und Tourcoing. Er koordinierte später
viele Jahre an seiner alten Penne selbst die Touren in die Partnerstadt.