Schulleiter loben Elternverhalten
Die meisten Erziehungsberechtigten würden sich in der Pandemie sehr umsichtig und vorsichtig verhalten. Aber es gibt und gab Ausnahmen – vor allem zu Beginn von Corona
Die Pandemie hält die Schulen seit fast zwei Jahren auf Trab. Gott sei dank, möchte man sagen, hält sich die Anzahl der Eltern, die Corona extrem kritisch gegenüberstehen, scheinbar in Grenzen. Verschwörungstheoretiker und Corona-Leugner halten sich zumindest öffentlich bedeckt.
„Wir haben genug Stress mit Corona. Das kostet genug Zeit und Nerven“, meint Tobias Mattheis, Schulleiter am Heinrich-Heine-Gymnasium. „Ich erlebe die Eltern als sehr vorsichtig“, sagt er. Ein Großteil der Schüler ist vollständig geimpft. Im Zweifel bei Symptomen würden sie eher vorsichtshalber einen Tag länger zu Hause bleiben . Von Auseinandersetzungen zwischen Eltern und Schulleitungen in anderen Städten habe Mattheis gehört und gelesen, hat das aber am Heinrich-Heine-Gymnasium nicht erlebt.
Dort hat es zu Beginn der Pandemie einen Fall gegeben, weil die Eltern nicht wollten, dass ihr Kind an den Corona-Testungen teilnimmt. „Damals gab es viel Schriftverkehr“, erinnert sich Mattheis. Das habe sich aber gelegt. Dieser Fall ist am Gymnasium die Ausnahme.
Unzählige Anrufe im Sekretariat
Ähnlich gelagert ist die Situation an der August-Everding-Realschule. Schulleiterin Maria Stolte-Enck schildert von einem Zwischenfall, bei dem die Eltern ihr Kind seit Monaten daheim behalten. Mittlerweile soll sich die Bezirksregierung um die Lösung des Problems kümmern. Ansonsten verläuft der Umgang mit der Pandemie an der Schule ohne große corona-kritische Zwischenfälle. „Die Eltern verstehen, dass wir uns auch nur an Anweisungen halten“, sagt Stolte-Enck und meint die Entscheidungen aus dem NRW-Schulministerium. Auch sie erlebt die Erziehungsberechtigten als „sehr vorsichtig“.
Dieser Eindruck spiegelt sich im Sekretariat wieder. Von morgens bis zur Mittagszeit nimmt die Sekretärin unzählige Anrufe von besorgten Eltern entgegen. Die Hauptaufgaben werden zur Nebensache. Stolte-Enck: „Sie übernimmt die Beratung, die normalerweise das Gesundheitsamt machen würde.“
Das klingt dann ungefähr so: „Mein Kind hat die Oma besucht, die positiv getestet wurde. Darf mein Kind jetzt zur Schule?“ Oder: „Mein Kind hustet. Darf mein Kind zur Schule kommen oder soll es lieber zu Hause bleiben?“ Und so weiter, und so fort. „Das sind oft ganz viele Einzelfallentscheidungen, die zu treffen sind“, sagt die Schulleiterin.
An der Janusz-Korczak-Gesamtschule hat es am Anfang der Pandemie „ziemliche Diskussionen“ um die Maskenpflicht gegeben, wie Schulleiter René Heuwieser sagt. Eltern weigerten sich, dass ihre Kinder einen Mund-Nasen-Schutz aufsetzen. „Das Thema war dann aber schnell vom Tisch“, sagt Heuwieser. Aufgrund der rechtlichen Grundlage aus dem NRW-Schulministerium hat die Schule keinen Handlungsspielraum. Das hat aus Sicht von Heuwieser bei der Argumentation geholfen.
Nach Angaben des Schulleiters gibt es nur sehr wenige Eltern, die Vorurteile in Bezug auf Corona haben. Heuwieser: „Was wir feststellen ist, dass wir Schülerinnen und Schüler haben, die sich impfen lassen wollen, aber die Eltern dagegen sind.“ Ein Argument, das in dem Zusammenhang genannt wird: „Impfung macht impotent.“ Um aufzuklären und zu informieren, werde das Thema „Corona“ in den Lehrplan integriert – zum Beispiel bei der Genetik im Biologie-Unterricht.
Quelle: Carsten Liebfried / WAZ Bottrop vom 9.2.2022