Wer schweigt duldet Mobbing

„Spotlight – Theater gegen Mobbing“ zu Gast am HHG

aus der WAZ vom 10.11.2015:

Die Schüler der siebten Klassen lernen, dass Mobbern die Plattform entzogen werden muss.
„Alle hacken auf mir rum“, heult das Mädchen auf der Bühne, verzweifelt und kreuzunglücklich. „Voll nuttig, voll krass, hau ab“, hat der Chor der Mobber Nadine hinterher gerufen. Ein Stück wie aus dem richtigen Leben, auch wenn die handelnden Personen auf der Bühne stehen.
Das „Spotlight – Theater gegen Mobbing“ ist zu Gast im Heinrich-Heine-Gymnasium und zeigt den Schülern mit dem Projekt „Stark im Miteinander“, Wege auf, wie sie besser miteinander umgehen können. „Mobbing hat eine lange Geschichte, jeder kann helfen, Mobbing frühzeitig zu beenden“, geben die Mitwirkenden den Schülern am Ende mit auf den Heimweg. Sie lernen, dass Mobben „Kein Streit auf Augenhöhe und kein Lästern“ ist und dass die, die schweigen, Mobbing dulden und sie erfahren auch, dass Mobbing erst aufhört, wenn den Mobbern die Plattform entzogen wird.

Mobbingprozess hat verschiedene Facetten

Jedes siebte Kind mindestens ist im Laufe seiner Schulzeit von Mobbing betroffen, beinahe jedes achte Kind übt selber aktiv Mobbing aus. Das ist das Ergebnis beunruhigender Untersuchungen, die Experten in Schulen durchgeführt haben.
Von Mobbing spricht man, wenn ein einzelner Schüler über einen längeren Zeitraum hinweg systematisch fertig gemacht wird, erklärt das asb-Team. Das fange an mit Hänseleien und endet bei völlig Isolierung. Mehr dazu auf: www.miteinander.de
Begonnen hatte der Tag für die Siebtklässler mit einem Theaterstück in der Aula. Das Team des Arbeitskreises soziale Bildung und Beratung (asb) spielte für die Schüler verschiedene Facetten eines Mobbingprozesses – und entließ sie ratlos, wie die Situation denn wohl zu lösen sei. In ihren Klassen waren die Schüler dann anschließend als „Experten“ gefragt.

MobbingMit jeweils zwei Teamern an ihrer Seite, haben sie Antworten auf die Frage gesucht, wo Mobbing anfängt, und wie jeder einzelne darauf reagieren kann. Sie haben die verschiedene Situationen nachgespielt und sich hineingefühlt in Opfer- und Täterrolle. Dabei ging es natürlich auch um die Situation in ihren Klassen: Wie finden sie das Klassenklima? Wird jemand ausgegrenzt? Gibt es da Mobbing? Wenn ja, wer sind die Täter, wer die Opfer? Durch praktisches Ausprobieren haben die Schüler nach Handlungsalternativen und Lösungen gesucht. Am Ende zeige sich, dass es oft „Baustellen und Konflikte“ gebe, erklärt Projektleiterin Annette Michels. An denen müssten die Klassenlehrer zusammen mit ihren Schülern weiter am Ball bleiben.

Seit 2002 schon ist das asb-Team mit dem Projekt unterwegs, über 300 Klassen nahmen bereits teil. In Bottrop war das Spotlight – Theater zum zweiten Mal – und es soll wohl nicht das letzte Mal gewesen sein. „Wir sehen das als Vorbereitung auf die bevorstehende Skifreizeit der Siebener, erklärt der stellvertretende Schulleiter Tobias Mattheis. Die Präventivveranstaltung bringe Prozesse in Gang, die das Klassenklima nachhaltig verbesserten.

Evaluierung des Gesamtprojektes
Das habe auch die Evaluation des Gesamtprojektes 2012 bestätigt, betont die Projektleiterin. In den Klassen, die teilgenommen haben, habe sich die soziale Integration verbessert, es wurde weniger gemobbt, die Schüler kamen anschließend besser miteinander aus. Und viele Schüler sind nach dem Projekttag mit dem Spotlight-Theater weiter über das Thema Mobbing im Gespräch geblieben.

von Ute Hildebrand-Schute

Foto von Winfried Labus
http://www.derwesten.de/staedte/bottrop/wer-schweigt-der-duldet-mobbing-id11269763.html