Wikipedia am HHG

Wikipedia läutet vor 15 Jahren eine Wende ein / WAZ Bottrop vom 15. Januar 2016

Schüler dürfen das Lexikon im Netz zur Orientierung nutzen. Als Quelle geht es nicht durch. Im Buchhandel verschwindet die gedruckte Enzyklopädie.

Wikipedia-am-HHGWikipedia ist eine der größten Informationsplattformen im Netz. Täglich wird sie von Jung und Alt in Anspruch genommen, wenn schnell etwas nachzuschlagen ist. Heute vor 15 Jahren ging das stetig wachsende Lexikon, dessen Inhalt von den Internet-Nutzern selber hergestellt wird, an die Öffentlichkeit.

Mark Pietrek ist Schulleiter des Heinrich-Heine-Gymnasiums. „Wir bekommen sehr oft mit, dass Schüler Wikipedia als erste Informationsquelle nutzen – gerade bei Facharbeiten in der Jahrgangsstufe 11. Das ist für diesen Zweck vollkommen in Ordnung, solange es dabei bleibt“, hebt er hervor. Plagiate und direkte Abschriften bildeten jedoch die Ausnahme. Im Durchschnitt falle eine Arbeit pro Jahrgang auf, bei der eine direkte Abschrift ersichtlich werde. „Die kritische Auseinandersetzen ist das A und O. Das versuchen wir als Lehrer zu vermitteln. Denn Wikipedia ist nicht wissenschaftlich fundiert, es ist schwer zitierbar,- dient aber immerhin der Orientierung.“

2013 erschien ein Brockhaus

Das Heine-Gymnasium führte auch aus diesem Grund Vorbereitungskurse für das wissen-schaftliche Arbeiten ein, bei denen unter anderem die Angabe von Quellen thematisiert wird. Zugleich eine Vorbereitung auf das Studium, in dem die Herkunft eines Textes von gravie-render Bedeutung ist.

Bottroper Buchhandlungen beobachten, dass mit der Einführung von Wikipedia die Enzyklo-pädien in Buchform immer seltener nachgefragt werden: „Es besteht einfach kein Interesse an mehrbändigen Ausgaben; die Verlage produzieren sie auch schon gar nicht mehr“, sagt Kathrin Allkemper, Filialleiterin der Humboldt-Buchhandlung. „Wir hatten kürzlich schon Schwierigkeiten, für einen Kunden ein aktuelles Lexikon zu finden.“ Die jüngste Brockhaus-Ausgabe in einem Band erschien 2013. Das einzige, was als Nachschlagewerk noch verkauft werde, seien Kinder- und Jugendlexika. Die Gründe dafür seien definitiv im Online-Angebot zu suchen, meint die Buchhändlerin.

Ralf Becker, Inhaber der Buchhandlung Erlenkämper, kann da nur zustimmen. „Nachgefragt werden Enzyklopädien ab und an schon, sie werden aber nicht mehr gedruckt.“ Er höre manchmal die Frage, wozu denn noch ein Lexikon gebraucht werde, wenn man doch heute alles bei Wikipedia nachlesen könne. . .
Weil an dem Online-Lexikon jeder mitwirken darf und soll, werden Artikel zu nahezu allen Themen erstellt oder bearbeitet. Davon abgesehen, dass hier mancher bewusst oder unbe-wusst eine Neigungsdarstellung verfasst, steht die Überprüfung von Daten und Fakten durch Experten oft noch aus.

Quelle: http://www.derwesten.de/staedte/bottrop/wikipedia-laeutet-vor-15-jahren-eine-wende-ein-id11463650.html