Abiturienten glänzen mit Traumnoten
Die Gymnasien der Stadt verzeichnen mehr Einser-Abschlüsse als in den vergangenen Jahren. Jahrgangsstufe macht Abi unter extremen Bedingungen.
Hut ab vor dieser Schulleistung. Trotz Corona-Pandemie sind Bottrops Abiturienten so (sehr) gut wie selten zuvor. Das belegen aktuelle Zahlen des Josef-Albers-Gymnasiums (JAG) und des Heinrich-Heine-Gymnasiums (HHG).
Am JAG erhielten 115 Schülerinnen und Schüler ihr Abschlusszeugnis. Darunter neunmal die Traumnote 1,0. Zum Vergleich: 2020 waren es „nur“ drei, und 2019 sechs. Dazu kommen diesmal insgesamt 39 Abiturienten, die auf ihrem Zeugnis eine 1 vor dem Komma stehen haben, das sind umgerechnet 33 Prozent des Jahrgangs.
Andere Spitzennoten verzeichnet das HHG. 37 von 123 Schülern haben ein Einser-Abitur. Bei drei von ihnen dürfte die Freude noch größer ausgefallen sein, denn sie haben eine 1,0. Das macht einen Einser-Durchschnitt von 30 Prozent, der höchste in den zurückliegenden vier Jahren. 2020 waren es 27 Prozent, 2019 dann stolze 29 und 2018 immerhin 19 Prozent. Die Abschlussklassen absolvierten ihr Abitur unter extremen Bedingungen. In der Oberstufe Q1 erleben sie den ersten Lockdown mit der Schulschließung, dann folgt im April der Präsenzunterricht. Nach den Weihnachtsferien, mittlerweile in der Q2, folgt Distanzunterricht. Dazu kommen gegebenenfalls Quarantäne, die Maskenpflicht sowie Abstands- und Hygieneregeln, die Sorge vor einer Infektion mit Corona und die kontroverse Diskussion über ein mögliches Not-Abitur.
Weder HHG-Schulleiter Tobias Mattheis noch Ingo Scherbaum, Schulleiter am JAG, mögen den Begriff des „Corona-Jahrgangs“. Als „krisenfest“ bezeichnet Mattheis vielmehr den aktuellen Jahrgang. Das ist nur eine Folge, die diese Abschlussklassen von den vorherigen unterscheiden wird. Beide Schulleiter sprechen von Tugenden wie Flexibilität, Selbstorganisation und Selbstdisziplin, wodurch sich die Schülerinnen und Schüler in Zeiten der Pandemie ausgezeichnet haben. „Teil dieses Jahrgangs zu sein bedeutet nicht, dass die Schülerinnen und Schüler leichter an ihr Abitur gekommen sind“, betont Scherbaum. „Es bedeutet vielmehr, dass sie mit außergewöhnlichen Situationen fertig geworden sind.“
Intensivere Betreuung durch Lehrer
Mattheis dazu: „Die Abiturienten wurden immer wieder vor neuen Herausforderungen gestellt.“ Auch er weist darauf hin, dass die Prüfungen im Vergleich zu den Vorjahren nicht einfacher waren. Aber warum gibt es ausgerechnet trotz Corona so viele Einser-Noten? Eine theoretische Erklärung für das sehr gute Abschneiden, „womöglich haben die Schülerinnen und Schüler mehr Zeit fürs Lernen investiert“, spekuliert Mattheis. Aus Unsicherheit und aus Sorge vor den Prüfungen. Ähnlich denkt Ingo Scherbaum und nennt es eine „stärkere Konzentration auf die Abiturfächer“.
Hinzu kommt eine intensivere Betreuung durch die Lehrer, die die Abiturienten, laut Mattheis, „mit großem Engagement“ und „weit über das Maß des Möglichen hinaus“ unterstützt hätten. Zum Beispiel sind sie auch abseits des Unterrichts über verschiedene Kanäle der Kommunikation stetig erreichbar gewesen.
Quelle: Carsten Liebfried / WAZ vom 28.6.2021