"Lieber bleiben wir arm denn blutbefleckt"
Im Rahmen der Unterrichtsreihe zu Dürrenmatts Drama "Der Besuch der alten Dame" haben die Schülerinnen und Schüler der Klassen 9a und 9d gemeinsam mit ihren Deutschlehrerinnen Frau Strelzik und Frau Morsbach am 23.04.2024 eine abendliche Aufführung im Schauspielhaus Düsseldorf besucht.
Für viele war es der erste Besuch in einem großen Theater und um so imposanter wirkte deshalb der Saal mitsamt seiner Bühne. Die Schülerinnen und Schüler nahmen den Theaterbesuch zum Anlass, nicht nur die Umsetzung des Stücks zu reflektieren, sondern auch schriftliche ihre Eindrücke in Form von Rezensionen zu verfassen.
Es folgt eine Rezension der Schülerin Jasmin Jung (9d)...
Theaterrezension „Besuch der alten Dame"
Das Theaterstück „Besuch der alten Dame“ wurde 1956 das erste Mal aufgeführt und ist von Friedrich Dürrenmatt geschrieben worden. Bei dem gesehenem Theaterstück handelt es sich um eine Darstellung auf der Bühne im Düsseldorfer Schauspielhaus. Es handelt sich hierbei um eine zeitlose Thematik, da es hierbei um Moral, Menschlichkeit als auch Geld geht, welche bei diesem Stück ziemlich drastisch dargestellt wird. Alle Bewohner müssen sich zwischen Geld und Menschlichkeit entscheiden. Gestellt wird diese Wahl von der grotesken Milliardärin Clarie Zachanassian, welche sich an dem im Dorf wohnenden Protagonisten Alfred III rächen will und so „Gerechtigkeit“ kaufen will. So wird durch Dürrenmatt infrage gestellt, wie weit man mit Geld kommen kann und wie weit Menschen dafür gehen. Eben dies ist auch sehr gut im Theaterstück dargestellt worden. So ist beispielsweise durch den Wechsel der Kleidung zu rot, als auch durch das immer stärker werdene Regnen von goldenen Konfetti die Wandlung der Bürger deutlich zu erkennen, was der Regisseur gut aufgefasst und ebenfalls gut umgesetzt hat. Die Spannung wird von Anfang bis Ende gut aufrecht erhalten, was durch die Technik der sich drehenden Bühne als auch durch die Leistungen der Schauspieler verursacht wird. Sie binden unter anderem das Publikum mit in das Schauspiel ein und auch werden die Zuschauer durch die Gesten und Äußerungen fast schon zur Aufmerksamkeit gezwungen. So stellen sich die Darsteller beispielsweise bei der Abschluss Szene so hin, als wäre das PublikumTeil der Szene. Auch reden sie so zum Publikum, als würde es an der Handlung selber teilnehmen, was den Zuschauer wie ich finde gefesselt hat. Die durch die Regie zum Teil hinzu erfundenen Aktionen der Schauspieler, lassen sich bestimmte Handlungen viel besser nachvollziehen. Ebenso kommen Gefühle viel besser zum Tragen. So lässt sich die Zwickmühle, in der sich die Bewohner befinden, besser nachvollziehen, da durch das Theaterstück manche Rollen stärker hervorgehoben werden, als sie im Werk beschrieben sind, so z.B. Alfreds Frau.
Auch möchte ich noch einmal die Bühnentechnik als auch das Bühnenbild hervorheben, da mir diese Aspekte besonders gut gefallen haben. Durch die sich in verschiedenen Richtungen drehende Bühne, lassen sich ganz neue Möglichkeiten im Schauspiel einbauen, so ändert sich das Bühnenbild während man zuschaut kontinuierlich, ohne dass man es konkret bemerkt. Auch lässt sich dadurch das Schauspiel der Darsteller erweitern. So kriecht beispielsweise der Lehrer auf der sich in die gegengesetzte Richtung drehenden Bühne, wodurch er sich nicht von der Stelle bewegt, was neue Interpretationswege eröffnet.
Das Düsseldorfer Stück lässt eine einfallsreiche Regie erkennen, die es schafft, die Tiefe des Themas, welche Dürenmatt darstellen wollte, genauso gut hervorzuheben, was wie ich finde gut gelungen ist. Die Gesellschaftskritik des Stücks ist immer aktuell, weshalb das Stück, trotz des Alters, nicht an Kraft verliert. Die Handlungen der Schauspieler regen auch im Nachhinein zum Denken an und lassen teils Fragen offen, welche dann zum Denken anregen, auch nachdem man das Theater verlassen hat.
Abschließend kann ich sagen, dass es sich um ein gelungenes Schauspiel handelt und auf jeden Fall sehenswert ist.