"Sehr geehrte Demokratinnen und Demokraten!"
WIR als Schule gegen Rassismus, Schule mit Courage setzen uns seit Jahren für Demokratie ein. Hier möchten wir gerne die Rede unserer Schülerin Sinem vorstellen, die sie auf der Kundgebung des Bündnis Buntes Bottrop - Für eine offene und menschenfreundliche Gesellschaft am Samstag, den 20.01. gehalten hat.
Das vor zwei Wochen bekannt gewordene Treffen von Rechtsextremen in Potsdam mit Überlegungen, eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft über "Remigration" zu vertreiben macht uns fassungslos.
Um so mehr freut es uns, dass derzeit viele Menschen für unsere Demokratie und ein friedliches Zusammenleben aufstehen. Am Samstag, den 20. Januar gab es in Bottrop eine Kundgebung für Demokratie, die auch von vielen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern unserer Schule besucht wurde.
Unsere Schülerin Sinem hat als Sprecherin des Bottroper Jugendparlamentes YOU.PA auf der Kundgebung eine Rede gehalten. Wir sind stolz auf so tolle Heineschülerinnen. Hier noch einmal Sinems Ansprache im Wortlaut:
"Sehr geehrte Demokratinnen und Demokraten,
Ich freue mich sehr darüber, hier stehen zu dürfen und ich freue mich darüber, dass auch der Jugend von Bottrop das Mikrofon zu dieser Thematik erteilt wird.
Denn auch wir sind erfüllt mit Sorgen, nach dem Lesen der Correctiv-Recherche über das Treffen von Rechtsextremen, nach dem Lesen von ihren abscheulichen Plänen von massenweisen Deportationen.
Da fragt man sich in erster Linie, warum es überhaupt so weit kommen konnte.
Wie kann es sein, dass Feinde der Demokratie, mit Hass erfüllte Menschen, Menschen mit rassenideologischem Gedankengut sich zusammentreffen, um unglaubliche Pläne zu schmieden, wie man denn einen großen Teil dieser Gesellschaft loswerden könnte?
Und dies passiert in einem Land, in dem die Unantastbarkeit der Würde des Menschen, die Religionsfreiheit und die Menschenrechte im Allgemeinen fest verankert in der Verfassung dieses Landes, im Grundgesetz stehen.
Ich bin euch gegenüber ehrlich. Vor paar Jahren wäre ich nie im Leben darauf gekommen, dass ich mal hier stehen muss, weil ich mir Sorgen mache. Ich kenne auch viele andere, die sich so wie ich Sorgen machen, Menschen mit Migrationshintergrund genauso wie Menschen ohne Migrationshintergrund. Ich bin hier geboren, in Bottrop, und zähle Bottrop als meine Heimatstadt. Ich habe einen türkischen Migrationshintergrund, ja, aber ich habe mich nie als keinen Teil dieser Gesellschaft gesehen.
Denn ich kenne Bottrop nicht anders als eine Stadt, in der viele Kulturen und Religionen aufeinandertreffen, in der jeder individuell ist und jeder einzelne einen individuellen Platz in dieser Gesellschaft hat. Hier wird der Mensch als Mensch betrachtet, nicht mehr und nicht weniger.
Wir als Stadt haben es bewiesen und beweisen es aber mit heute immer noch, dass das friedliche Zusammenleben miteinander und der respektvolle Umgang untereinander klappt.
Und wenn es heute dafür heißt, dass ich für diesen Zusammenhalt dieser Gesellschaft kämpfen muss, dass ich meine Stimme erheben muss und laut werden muss, dann bin ich dafür bereit und ich weiß auch, dass die Jugend von Bottrop bereit ist, für die gemeinsame Zukunft zu kämpfen und in Zukunft die Demokratie vor ihren Feinden zu wahren.
Somit möchte ich zum Schluss, euch, meine Mitmenschen um etwas bitten. Bitte lasst Hass und Hetze diese Gesellschaft nicht spalten, bitte lasst für jedes einzelne Mitglied dieser Gesellschaft kämpfen. Denn, wenn wir es nicht tun, verliert nicht der einzelne, sondern die Allgemeinheit im Kampf gegen Rechtsextremismus. Lasst uns gegen Rechts und uns gegen Rassismus positionieren und gemeinsam dagegen vorgehen. Für eine offene und menschenfreundliche Gesellschaft.
Vielen Dank."