Verkehrsunfälle - Schockierende Bilder: Wenn Leichtsinn tödlich endet
Bottrop. Die Polizei hat Bottroper Schüler beim Crash-Kurs über Unfälle aufgeklärt. Sie wurden mit erschreckenden Bildern und Videos konfrontiert.
Gestern noch von der Zukunft geträumt, heute tot: Mit ihrem Crash-Kurs möchte die Polizei über die Verantwortung aufklären, die junge Fahrer im Straßenverkehr tragen. Sie zeigen den Schülern erschreckende Bilder und Videos von Verkehrsunfällen. Polizisten, Notärzte, die Feuerwehr und Notfallseelsorger erzählen von ihren Erlebnissen, die sie bis heute nicht mehr aus dem Kopf bekommen.
In NRW werden jährlich bis zu 500.000 tausend Verkehrsunfälle registriert, 500 Menschen müssen dabei mit ihrem Leben bezahlen. 19 Prozent der Verkehrsunfälle werden von Fahranfängern zwischen 17 und 25 Jahren verursacht, obwohl ihr Bevölkerungsanteil nur bei acht Prozent liegt – so schildern es die Beamten beim Crash-Kurs im Heinrich-Heine-Gymnasium.
Die häufigsten Gründe für Verkehrsunfälle seien das Nichtanlegen des Sicherheitsgurts, der Konsum von Drogen, erhöhte Geschwindigkeit und Ablenkungen wie das Handy. Alles Gründe, die leicht vermieden werden können.
Aufklärung im Heinrich-Heine-Gymnasium in Bottrop
Im HHG haben sich zehn Klassen der zehnten und elften Jahrgangsstufe versammelt, vier davon aus der August-Everding-Realschule. Sie wurden mit erschreckenden Bildern, Videos und Erfahrungsberichten konfrontiert. Eine Schülerin musste den Raum sogar in Begleitung einer Seelsorgerin verlassen.
Zu Anfang werden die Lebensträume der Schüler vorgelesen und symbolisch an einen Ballon gehängt. Sie hoffen auf Erfolg, Gesundheit, finanzielle Sicherheit, Glück und eine Familie zu gründen. Dabei können ihre Träume nach einem Verkehrsunfall genauso schnell platzen wie der Ballon.
Einsätze mit tödlichen Folgen: Beide Personen waren nicht angeschnallt
Maik Koch arbeitet seit 26 Jahren bei der Feuerwehr und berichtet den Schülern von einem tödlichen Einsatz, den er bis heute nicht vergessen hat. Ein Foto zeigt das zertrümmerte Auto, indem er die leblosen und kaum noch erkennbaren Personen aufgefunden hat. Das Auto hatte sich nach einem Zusammenprall mit einem LKW mehrmals überschlagen, beide Personen im Auto waren nicht angeschnallt.
„Später stellte sich heraus, dass ich ein Opfer aus meiner Ausbildung in Köln kannte. Unter Umständen hätte ich dort mit ihm im Auto gesessen und den zweiten Geburtstag meiner Tochter nicht mehr miterlebt“, sagt Maik Koch.
„Der Fahrer hat die Wette gewonnen, die Radfahrerin hat mit ihrem Leben bezahlt“
Der Notarzt Thomas Meis konnte bei fünf jungen Insassen nur noch der Tod feststellen. Sie überschritten die Höchstgeschwindigkeit und waren nicht angeschnallt. Bei einem Aufprall gegen einen Baum wurden sie aus dem Auto geschleudert. „Gleichzeitig zerplatzen an diesem Baum ihre Lebensträume“, sagt Thomas Mais.
Judith Holländer arbeitet seit 30 Jahren bei der Polizei und musste als junge Polizistin einen tödlichen Verkehrsunfall in Kirchellen miterleben. Der Fahranfänger hatte mit seinen Freunden eine Wette abgeschlossen, wer am schnellsten um die Kurve fahren kann. Dabei fuhr er eine Radfahrerin um, bei ihr konnte kein Puls mehr festgestellt werden. „Der Fahrer hat die Wette gewonnen, die Radfahrerin hat mit ihrem Leben bezahlt“, sagt Judith Holländer. Sie musste den Eltern der Radfahrerin den schrecklichen Verlust ihrer Tochter mitteilen. Eine schreckliche Erfahrung, die sie nie vergessen wird – und die sich nun auch bei den Schülern eingeprägt hat.
Quelle: WAZ vom 28.02.204
Autorin: Victoria Kaphan